Küchengespräche mit Rebellinnen
Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Nadja Trallori
Vier Österreicherinnen erzählen von ihrem Widerstand gegen den Nationalsozialismus, vom Partisanenkampf der Kärntner SlowenInnen und von der kommunistischen Untergrundarbeit, von kleinen alltäglichen Gesten der Solidarität, von Terror und Folter im Gefängnis und vom Durchhalten, trotz alledem. Beeindruckend, die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihr Leben riskierten, ihr Einfallsreichtum beim Ersinnen von Ausreden und Auswegen in bedrohlichsten Situationen, ihre anschauliche, packende Art zu erzählen.
Bis 1985, den 40-Jahr-Jubiläen des Kriegsendes, wurde der Anteil der Frauen
am antifaschistischen Widerstand - wie alle Leistungen von Frauen - weitgehend
ignoriert. Gerade damals aber haben Frauen mit ihrer Rebellion den Rahmen weiblichen
Handelns gesprengt.
"Ihre Erfahrungen sind
für uns unverzichtbar. Mit dieser Motivation begannen wir, Frauen über
ihre Rolle im antifaschistischen Widerstand zu fragen. Wir waren beeindruckt
von den erlebnissen der Frauen, von ihrem Mut, ihrer Phantasie, von der Selbstverständlichkeit
ihres Handelns. auch davon, wie anschaulich und lebendig sie erzählten."
Projektgruppe
Die Konzeption des
Videofilms ist von einer Choreographie getragen, die sich aus den Geschichten
der Frauen ergibt: Die ersten beiden Frauen berichten über ihren Widerstand
in der "Freiheit", die beiden letzten über ihren Widerstand im Gefängnis.
Ihre Erzählungen gehen ineinander über. Es ist ihre kollektive Biographie,
die sie erzählen, und ihre individuelle zugleich. Das Schicksal der einen
hätte auch das der anderen sein können.
"Küchengespräche
mit Rebellinnen" ist einer der seltenen Dokumentarfilme, in denen Menschen die
Zeit gegeben wird, allein durch ihre Persönlichkeit einen Film zu tragen.
Keine überflüssige Bebilderung, keine Erklärungen stören
den Fluß der Erzählungen. Als einziges zusätzliches Element
werden Photos von den Frauen selbst verwendet (aus Kindheit und Jugend, mit
Freunden und Geschwistern, mit ehemann oder Kind). Die Gesichter der Frauen
von damals und ihre Erzählungen lassen allmählich erfahren, wie ihre
Gesichter von heute geworden sind.
"In den Interviews
erzählen Frauen von ihrem Widerstand, konfrontieren uns mit dem Rollenklischee
der angeblichen Männlichkeit derartigen Handelns, brechen die Hohlheit
der Verantwortung auf, man hätte als einzinger ja nichts machen können,
und öffnen einen neuen Zugang zu einem durch allzu viele Mythen und Klischees
verstellten wichtigen Problem unserer nationalen Identität. Sie schildern
das Einbrechen eines unmenschlichen Systems in ihren Alltag und lassen uns teilhaben
an den weltanschaulichen oder politischen Wurzeln ihres Handelns, die aber im
Grunde nur aus einem Motiv stammten: vor sich selbst bestehen zu können."
Gerhard Jaggschitz