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Lampalzer/Oppermann
 

Transformation


eine Audiovision von Gerda Lampalzer
Österreich 2009, HDV, 23 min.
 

Transformation verwendet Texte aus fünf Ausgangssprachen als Lautmaterial für eine Verwandlung zu Deutsch in Wort, Schrift und Bild. In vier Kapiteln (Remontage / Konversation / Substanz / Demonstration) wird der Text von Sprache zu Sprache, von Sprache zu Schrift, von Schrift zu Bild und von Bild zu innerer Sprache transformiert und zu einer audiovisuellen Komposition verdichtet. Mit Jitka Plesz, Agata Danis, Anita Lung, Andreas Krištof, Giovanni Leghissa.
 
 

„Mehr klassisch“: TRANSFORMATION von Gerda Lampalzer


Kürzlich behauptete ein heimischer Politiker rechter Gesinnung, diffamierende Tendenzen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgemacht zu haben: Ein „Sieg heil“ sei in dokumentarische Bilder und Töne hinein manipuliert worden. Gut möglich, dass der gute Mann endgültig nervös wird, wenn er in Gerda Lampalzers Audiovision TRANSFORMATION Sätze hört wie „Rostbraten mit Most, das ist kosmopolitisch“, Sätze, die so ganz gewiss niemand gesagt haben kann, oder richtiger: Natürlich könnte man sie gesagt haben, aber die tschechischen, slowakischen, ungarischen, slowenischen, italienischen Gegenüber, sie haben solche Sätze – „Du siehst mehr klassisch aus“ – ganz gewiss so nie gesagt. Lampalzer: „Die Ausgangstexte werden jeweils zu deutsch umgeschnitten. Diese deutschen Texte haben eine vom Ausgangstext völlig unabhängige, neue Bedeutung. Von mir unabhängig ist diese Bedeutung allerdings nicht. Ähnlich der Technik des ,Hineinsehens’ von Bildern in unregelmäßige Strukturen (Wolken, Mauern, Steine, etc.), die man bereits aus der Renaissancemalerei kennt, bringt mich die lautliche Struktur zu bestimmten Assoziationen und damit zu neuen Texten.“
 
„Hineinsehen“, heraushören: Das klingt, erst recht vor der strophischen Gliederung des Films in vier Teile – Remontage / Konversation / Substanz / Demonstration – sachlich, ja unterkühlt: Tatsächlich ist TRANSFORMATION ein bei mehrfachem Hineinsehen zunehmend leichter und heiterer Film. Wenn man am Anfang etwa in Ausführungen von Giovanni Leghissa erste Begriffe wie „metanarrazione“ versteht, schließlich ein „manipuliertes“ „Alles ist in einem Kontext zu sehen“ zu hören bekommt, um irgendwann bei lakonischen Bebilderungen von Begriffen wie „Ei“, „Most“, „Marzipan“ zu landen, dann fühlt man sich fast an sinnliche Konkrete Poesie eines Ernst Jandl erinnert. Oder an die Diebe, die in einer Kurzgeschichte von Woody Allen, die in einer amerikanischen Bibliothek französische Texte entwendeten, diese in eine andere Fremdsprache übersetzten, worauf die besagten Texte höchst aufwändig wieder in die Originalsprache zurückübersetzt werden mussten. Das ist auf den ersten Blick komisch: Über unser Misstrauen dem gesprochenen Wort (und dem gesehenen Bild) gegenüber in Zeiten wie diesen erzählt es aber eine ganze Menge. Claus Philipp