Richtung Nowa Huta
von
Dariusz Kowalski
Jugendliche drehen mit ihren Autos Kreise auf einem stillgelegten Industriegelände. Ein frischvermähltes Ehepaar lässt sich in den verfallenen Baracken einer Fabrik fotografieren. Der Touristenführer fährt Besucher mit einem Trabanten durch die Stadt und erläutert ihnen Schauplätze der Auseinandersetzungen von 1989. Drei Szenen aus Dariusz Kowalskis Dokumentarfilm „Richtung Nowa Huta“, die dessen Ausrichtung trefflich veranschaulichen: Gegenwart und Geschichte bilden keine zwei voneinander getrennten Schichten, sondern durchdringen und kommentieren sich wechselseitig. Der Film muss keine direkte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit suchen, denn diese wird hier wie von selbst zum Thema – als wäre sie ein Requisit des Ortes, an dem man früher oder später ohnehin vorbeikommen muss.
Kowalski verließ die polnische Stadt Nowa Huta, die heute zu Krakau gehört, als Jugendlicher auf der Flucht und kehrt nun zurück, um sich ein Bild eines Ortes zu machen, den er, wie er selbst sagt, eigentlich kaum kannte. Entsprechend nüchtern fällt sein Blick auf die Stadt aus, die als Stätte der Stahlproduktion in der Wendezeit eine bedeutende Rolle spielte. Der Filmemacher, obgleich manchmal selbst vor der Kamera zu sehen, verzichtet auf subjektive Phrasierungen, er klaubt Eindrücke, Bilder (auch alte Aufnahmen), Erinnerungen von Arbeitern, von einem Künstler auf, dazwischen sind immer wieder Alltagsmomente vom Sozialleben der Stadt zu sehen. Statt Menschen, die zur Nostalgie neigen, filmt Kowalski bevorzugt solche, die mit dem einmal Gewesenen auf ungezwungene Weise umgehen (oder deren Erinnerung noch gar nicht lang genug zurückreicht): Richtung Nowa Huta ist ein Stadtporträt, das sich im besten Sinn als zeitgenössisch versteht, ein Film über das Hier und Jetzt (und seine vielen Vorgeschichten).
Dominik Kamalzadeh
Dariusz Kowalski
Jugendliche drehen mit ihren Autos Kreise auf einem stillgelegten Industriegelände. Ein frischvermähltes Ehepaar lässt sich in den verfallenen Baracken einer Fabrik fotografieren. Der Touristenführer fährt Besucher mit einem Trabanten durch die Stadt und erläutert ihnen Schauplätze der Auseinandersetzungen von 1989. Drei Szenen aus Dariusz Kowalskis Dokumentarfilm „Richtung Nowa Huta“, die dessen Ausrichtung trefflich veranschaulichen: Gegenwart und Geschichte bilden keine zwei voneinander getrennten Schichten, sondern durchdringen und kommentieren sich wechselseitig. Der Film muss keine direkte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit suchen, denn diese wird hier wie von selbst zum Thema – als wäre sie ein Requisit des Ortes, an dem man früher oder später ohnehin vorbeikommen muss.
Kowalski verließ die polnische Stadt Nowa Huta, die heute zu Krakau gehört, als Jugendlicher auf der Flucht und kehrt nun zurück, um sich ein Bild eines Ortes zu machen, den er, wie er selbst sagt, eigentlich kaum kannte. Entsprechend nüchtern fällt sein Blick auf die Stadt aus, die als Stätte der Stahlproduktion in der Wendezeit eine bedeutende Rolle spielte. Der Filmemacher, obgleich manchmal selbst vor der Kamera zu sehen, verzichtet auf subjektive Phrasierungen, er klaubt Eindrücke, Bilder (auch alte Aufnahmen), Erinnerungen von Arbeitern, von einem Künstler auf, dazwischen sind immer wieder Alltagsmomente vom Sozialleben der Stadt zu sehen. Statt Menschen, die zur Nostalgie neigen, filmt Kowalski bevorzugt solche, die mit dem einmal Gewesenen auf ungezwungene Weise umgehen (oder deren Erinnerung noch gar nicht lang genug zurückreicht): Richtung Nowa Huta ist ein Stadtporträt, das sich im besten Sinn als zeitgenössisch versteht, ein Film über das Hier und Jetzt (und seine vielen Vorgeschichten).
Dominik Kamalzadeh