DOUBLE TAKE
main site: Gottfried Bechtold Medienkoffer, 1972 © Sammlung Generali Foundation,
Foto: Werner Kaligofsky
sub menue: © Sammlung Generali Foundation
 
 

DOUBLE TAKE
MedienkunstpionierInnen in Österreich

eine Veranstaltungsreihe der Medienwerkstatt Wien in Kooperation mit dem Stadtkino Wien und der Generali Foundation

 
[2] GOTTFRIED BECHTOLD
Mittwoch, 10. November 2010
19.00 SCREEN
20:30 TALK
Filmhaus Kino am Spittelberg, 1070 Spittelberggasse 3
 
Die erst relativ junge Geschichte der Video/Medienkunst bietet die besondere Situation, dass - aufgrund ihres exponentiellen Entfaltungstempos - die Entwicklung von der „Pionierphase“ bis zur diversifizierten Ausformung innerhalb einer Generation von KünstlerInnen vollzogen wurde. Dies führt zur glücklichen Situation, dass ein Austausch sozusagen aus erster Hand möglich wird, mit den Künstlern und Künstlerinnen, die die Arbeit mit elektronischen Medien entwickelt, erforscht und bis heute geprägt haben. Die Reihe DOUBLE TAKE stellt somit das Werk von KünstlerInnen in den Mittelpunkt, deren Arbeiten die österreichische Medienkunstgeschichte mitgestaltet haben. (Konzept: Eva Brunner-Szabo, Gerda Lampalzer- Oppermann, Kuratorin: Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
Gottfried Bechtold hat nicht erst mit seinem berühmten Betonporsche herkömmliche Kategorien der künstlerischen Spartenzuordnung verlassen. Seit den 1960er Jahren beschäftigt sich der Bildhauer mit den Medien Film, Video und Fotografie, nutzt dazu – heute wie damals – neueste technische Möglichkeiten und hat damit auch zum radikalen Wandel des klassischen Skulpturbegriffes beigetragen. In seinen selbstreferenziellen (Raum)Skulpturen verdeutlicht er konstruierte Identität, Realität und die rezeptive Hauptrolle des Publikums. Auf der Documenta 5 (1972) realisierte der Konzeptkünstler ersten Ranges die Arbeiten 100 Tage Anwesenheit in Kassel und Medienkoffer (Foto). In den letzten 40 Jahren schuf er unter anderem zahlreiche Installationen und Skulpturen im öffentlichen Raum. Mit der Auswahl seiner frühen 16mm Filme und Videoarbeiten wird Bechtold vor allem als Medienpionier gewürdigt. Seine Filme Phone, BB, Polizei und Bundeshymne – von ihm selbst als „Der kleine Wittgensteinblock“ oder „Sinnes-Daten-Denk- Filme“ bezeichnet – sind immaterielle Skulpturen, die zwischen Fiktion und Realität, Sprache und Bild spielerische Relationen herstellen. Die Fake-Doku Trigon 71 ironisiert Kunstbegriff und staatliche Kunstförderung, Leitanschaugfilm (Kamera: Christian Berger) verbindet Konzept und Performance – für uns aus heutiger Sicht – mit zusätzlichem Retrocharme. In seinen mitunter humorvollen Videoarbeiten thematisiert Bechtold das Medium „als abstraktes System, dem ein bestimmter Prozesscharakter jenseits der Repräsentation immanent ist“ (Reinhard Braun). Die Titel Mirrortest, Test 1 und Test 2 verdeutlichen zudem seinen seit jeher forschenden und experimentierenden Zugang. Bechtolds Medienkritik zeigt sich auch in dem zentralen frühen Werk Fernsehen, das wie manch andere Arbeit ursprünglich für das Fernsehen konzipiert wurde, aber konsequent die sonst übliche Zeitökonomie verweigert und mit einem spannenden „Show-Down“ zwischen Mensch und Medium endet. Falls die Fertigstellung rechtzeitig gelingt, erlebt sein neuestes Werk Rettung im Gebirge seine Uraufführung im Rahmen der DOUBLE TAKE Reihe. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)
 
19.00 SCREEN
 
Phone 1969, 16mm, s/w, 2 min 30 sec
Bundeshymne 1969, 16mm, Farbe, 2 min 30 sec
BB 1969, 16mm, s/w, 2 min 30 sec
Polizei 1969, 16mm, s/w, 2 min 30 sec
Licht 1970, 16mm, s/w, 9 min 30 sec
Trigon 71 1971, 16mm, s/w & Farbe, 23 min
Leitanschaugfilm 1972, 16mm, s/w, ohne Ton, 11 min
(gemeinsam mit Christian Berger)
Test 1 1971, Video, s/w, 3 min
Test 2 1971, Video, s/w, 3 min
Waterproof 1971, Video, s/w, 3 min 30 sec
Mirrortest 1973, Video, s/w, 6 min 30 sec
Fernsehen 1972, Video, s/w, 11 min
Rettung im Gebirge 2010, Digital, ca. 1 min
(Uraufführung falls Fertigstellung möglich)

20.30 TALK

GOTTFRIED BECHTOLD im Gespräch mit Claus Philipp