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Gesamtliste A-Z

VIDEO EDITION AUSTRIA release 01 DVD 3
Reflections

 
Japanische Briefe
Driven
Die rote Zora
#1:<Common.Places>
Was tun?
 
Japanische Briefe

 

Japanische Briefe

 
Eva Brunner-Szabo
 
Österreich 1995, 18:33 min

"Die Kunst", erklärt der Maler Geza Brunner-Szabo, während die Filmkamera langsam sein Cabinet d'amateur, eine über Generationen hinweg zusammengetragene Sammlung von Gemälden, Fotografien und Exotika, durchmisst, "ist eine wunderschöne Sache". Der Blick der Kamera schweift ab, zeigt die Gräber des jüdischen Friedhofes im neunten Bezirk in Wien, Bilder aus den dreißiger Jahren, dann, für Momente nur, das Kopfstück eines Bekennerschreibens der Briefbombenattentäter, worüber sich ein Kommentar, Passagen aus Schriften des japanischen Arztes und Dichters Saito Mokichi, legt, Ansichten eines Fremden von Wien, verfasst zu Beginn der zwanziger Jahre. Kein Film im gebräuchlichen Sinn des Wortes, eher schon ein multisensualer Versuch in Sachen Video, ist Eva Brunner-Szabos knapp zwanzigminütiges Essay Japanische Briefe. (Michael Omasta, Falter 3/96)
Driven

 

Driven

 
Barbara Holub
 
Österreich 1998, 35:56 min
 
In der Saison 1997/98 betrieb Matthew Girson, ein Künstler aus Chicago, seinen Pickup Truck als Galerie. Interessierte Kunstbetrachter konnten einen Termin vereinbaren, zu dem sie vom Galeristen abgeholt und entsprechend dem Projekt im Truck herumgefahren wurden. Alle Projekte wurden speziell für »7562 LR« entwickelt und sollten die besonderen Parameter wie den transitorischen Aspekt dieses Galerieraums und des Kunsterlebnisses berück-sichtigen. Driven (‚gefahren‘, ‚getrieben‘) ist ein Hörstück, das offene und verdrängte Begehren sowohl im persönlichen als auch im öffentlichen Leben thematisiert. Der Text basiert auf Gesprächen mit Prostituierten und Sozialarbeitern in Wien sowie auf einer sehr suggestiven, fast hypnotischen sprachlichen Ebene, in der die Fahrgäste/Kunstbetrachter direkt angesprochen werden, auch bezüglich ihrer Erwartungshaltung an den Künstler oder eine Kunsterfahrung. Während der Fahrt sollten die Fahrgäste sich eine Schlafmaske aufsetzen, um das Moment der Erwartung und gleichzeitig Verunsicherung zu steigern. Die Fahrt wurde aus der Sicht des Kunstfahrgasts mit einer Videokamera gefilmt. Am Ende der Fahrt, zurückgekehrt an den Ausgangspunkt aber noch mit Augenmaske, wurden die Fahrgäste eingeladen, zwei Objekte anzufühlen und danach ein evaluation sheet über die Erlebnisqualität dieser Fahrt auszufüllen.
Die Rote Zora

 

Die Rote Zora

 
Oliver Ressler
 
Österreich/ Deutschland 2000, 27:41 min, dt/eng subtitles
 
Die Rote Zora ist eine militante Frauengruppe, die in den 80er Jahren in Deutschland über 20 Anschläge verübte und diverse andere Delikte beging. Bekämpft wurden Atom-, Gen- und Reproduktionstechnologie, die entsprechenden Anschlagsziele waren Konzerne wie Bayer, Schering und Siemens, Forschungsinstitute und das Eigentum von "Vertretern der patriarchalen Ordnung" (RZ 1983). Die Rote Zora bildete eine radikale politische Opposition zur bestehenden Macht und setzte auf eine Politik der Sachbeschädigung. Es war ein Grundsatz, dabei keine Menschen zu verletzen. Zahlreiche Texte und Bekennerschreiben der Roten Zora zeigen, dass sie eine "bewaffnete, aber auch oft genug mit der Schreibmaschine kämpfende Gruppe" (Oliver Tolmein) war. Während die Frauen von den einen als ‚Terroristinnen‘ verfolgt wurden und bis heute werden, galten sie anderen zweifelsohne als Heldinnen. Zentrales Element des Videos Die Rote Zora bildet ein Interview, das im Sommer 2000 mit Corinna Kawaters geführt wurde. Kawaters ist die einzige Frau der Roten Zora, die wegen der "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" (§129a) von einem Gericht verurteilt wurde. Ein weiteres Gespräch wurde mit der Sozialwissenschafterin Erika Feyerabend aufgenommen, die wie die anderen Mitarbeiterinnen des Gen-Archiv Essen Ende der 80er Jahre in den Strudel der polizeilichen Ermittlungen gegen die Rote Zora geraten ist. Das Video bietet Raum für die persönlichen Erzählungen und Sichtweisen der Frauen und lässt ein Bild des sozialrevolutionären ‚Terrorismus‘ entstehen, das sich von den hegemonialen medialen Darstellungen mit ihrer scheinbaren Objektivität abgrenzt.
#1:<common.places>

 

#1:<COMMON.PLACES>

 
Fiona Rukschcio
 
Österreich 1999, 45:30 min
 
#1:<common.places> vereint 27 Frauen und ihre Erzählungen über den 'normalen' Belästigungsalltag, dem jede Frau in jeder Situation ausgesetzt sein kann. Das Video erzeugt eine unmittelbare Konfrontation mit dem alltäglichen Sexismus, beschreibt Situationen der Belästigung ohne jegliche Stilisierung und Überzeichnung - fortlaufende Grenzüberschreitungen an allen Plätzen zu jeder Zeit, die Frauen in ihren Privaträumen, an öffentlichen Orten, in Arbeitsverhältnissen widerfahren. Fiona Rukschcio lässt den Betrachter/innen durch die clipartige Aneinanderreihung der einzelnen Sequenzen keine Möglichkeit, sich zu entziehen. #1:<common.places> ist kein kunstvoll arrangiertes, symbolüberfrachtetes Fantasiegebilde, sondern ein klar strukturiertes, unverzerrtes Abbild der Realität. Rukschcio bedient sich keiner Klischees, sie benötigt keine aufwendige, marktschreierische Inszenierung, um Spannung zu erzeugen. Sie präsentiert nicht die Spitze des Eisbergs, sondern eröffnet einen Zugang zu dem Teil, der im Verborgenen liegt, der keinen unmittelbaren Sensationswert in sich birgt, dem Frauen in einer auf patriarchalen, männerbündischen Strukturen basierenden Gesellschaft selbstverständlich tagtäglich ausgesetzt sind. Rukschcio lässt die verschiedenen Belästigungssituationen an den entsprechenden Orten beschreiben, die Betroffenheit des Betrachters/der Betrachterin steigt mit jeder weiteren Erzählung, das Unbehagen wächst. Und es gibt am Ende nicht mehr die Möglichkeit zu sagen, "das geht mich nichts an, mir könnte so was nie passieren", im Gegenteil, #1:<common.places> erzeugt eine Reflexion der eigenen Geschichte auf der Suche nach genau diesen, teilweise fast unsichtbaren, alltäglichen Belästigungen im weitesten Sinn. (Harriet Leischko)
Was tun?

 

Was tun?

[die letzten tage der martha b.]  
Christoph Nebel
 
Österreich 2000, 43:57 min
 
Was tun? Irgendwann im Oktober 1998 hat Martin Reinhart mir einen Artikel aus dem SPIEGEL vorgelesen und fragte nach, ob das darin Beschriebene überhaupt zu erfassen ist. Zwei Jahre lang lag dieser Artikel in meiner Wohnung in Wien - und die Videoarbeit ist mein Versuch des Erfassens.
Was tun?
Trotz gegebenem Zugang zu modernen digitalen Videoschnittplätzen wählte ich für diese Videoarbeit eine andere Arbeitsweise. Ich habe es in meiner Wohnung mit meinen zwei normalen VHS-Rekordern, meinem Walkman, meinem CD-Player, einem geliehenen Audiomischpult und einer geliehenen Hi-8- Kamera gemacht. Bei der Überlegung zu einem Titel fiel mir erstmals das Titelblatt dieser Spiegel-Ausgabe 40 / 28. 9. 1998 auf: Was tun?
Das 100-Tage-Programm (für jede Regierung).
Zum Inhalt: Ehen - Die letzten Tage der Martha B. Fünf Tage lang lag eine 77-jährige Frau auf dem Teppich in ihrem Wohnzimmer. Ihr Mann, mit dem sie seit 47 Jahren verheiratet war, ließ sie verdursten. Vor Gericht gefragt, warum er seiner Frau nicht geholfen habe, antwortet er: "Das hat sie ja nicht verlangt." Von Matthias Geyer (Seite 152-155). (Christoph Nebel)